Der Windpark Zöschingen, mit acht Anlagen einer der größten in Bayerisch-Schwaben, ist ein wunderbares Beispiel für die Umsetzung der bürgernahen Energiewende im süddeutschen Raum: Rund 700 Beteiligte aus der Region haben in das Projekt im Landkreis Dillingen investiert.
Die Herausforderung, in Regionen mit schwächeren Windgeschwindigkeiten ökonomisch rentable Windenergieanlagen für die Bürger der betroffenen Region zu errichten, macht dieses Projekt besonders interessant. Der Windpark wurde 2012 errichtet und im Mai 2013 offiziell in Betrieb genommen. Die Vorhabenträger übernehmen auch nach der erfolgreichen Umsetzung langfristig die Verantwortung für den Windpark. VENSOL ist für alle kaufmännischen Belange zuständig und die Honold GmbH Windkraftanlagen aus Neu-Ulm übernimmt die technische Seite.
Die acht Anlagen werden von verschiedenen Betreibergesellschaften mit unterschiedlichen Gesellschaftsformen und Beteiligungsstrukturen betrieben. Fünf Anlangen sind als GmbH & Co. KG’s mit Beteiligten aus der Region konzipiert. Drei Anlagen werden von der Windkraft Dillinger Land eG über ein Genossenschaftsmodell mit Nachrangdarlehen betrieben. Die Investitionssumme von rund 33 Mio. Euro wurde innerhalb kürzester Zeit durch etwa 700 Bürger aus der Region eingebracht. Die Finanzierung des Fremdkapitals erfolgte im Sinne einer besonders hohen lokalen Wertschöpfung ausschließlich über örtliche Raiffeisenbanken.
Für die Gesamthöhe der Windenergieanlagen wurde durch den regionalen Planungsverband Augsburg eine Bauhöhenbegrenzung von 180 m aufgrund luftfahrttechnischer Belange festgelegt. Aufgrund einer Klage gegen die naturschutzfachlichen Untersuchungen wurde in einem Vergleich die ursprünglich geplante Anlagenzahl von zehn auf acht reduziert.
Aufgrund seiner Lage in einem Nutzwald mit mehr als einem Kilometer Abstand zu den nächsten Wohnbebauungen entschieden sich die Bauherren für die Anlagengeneration (N117/2400) des deutschen Herstellers Nordex. Diese Maschinen sind besonders für Standorte mit schwächeren Windgeschwindigkeiten geeignet. Die Anlagen der Leistungsklasse 2,4 MW haben fast 60 m lange Rotorblätter und eine Nabenhöhe von 120 m.
Im Zuge der Projektplanung wurden etliche Windmessungen durchgeführt, die als Basis für die Erstellung von insgesamt drei Windgutachten dienten. Trotz der mehrjährigen Untersuchung der Windstärke auf Nabenhöhe zeigte sich in der bisherigen Betriebsphase, dass die erwarteten Erträge in den meisten Jahren unterschritten wurden. In 2015 wurden z. B. 32 Mio. kWh erzeugt, was grob dem Verbrauch von 8.000 Vier-Personen-Haushalten entspricht. Die Betreiber haben als Ziel im Vorfeld der Realisierung eine jährliche Stromerzeugung von 40 Mio. kWh formuliert. Aufgrund der bewegten Topographie der Umgebung, der erforderlichen Anlagenabschaltungen für den Naturschutz, der im Regionalplan festgesetzten Höhenbegrenzung und damals noch nicht ausgereifter Windertragsgutachten erzeugt der Windpark etwas weniger Strom als von akkreditierten und unabhängigen Ingenieurbüros prognostiziert.
Die Betreiber und Beteiligten blicken dennoch zuversichtlich auf die kommenden Jahre. Steigende Börsenpreise für Strom aus Windenergieanlagen sorgen dafür, dass die Betreibergesellschaften unmittelbar profitieren und die Renditeerwartung steigt. Zudem wurden die Anlagen nur bis zum Ende der EEG-Laufzeit kalkuliert. Der geplante Weiterbetrieb über die 20 Jahre hinaus ist in der Wirtschaftlichkeitsbetrachtung noch nicht berücksichtigt gewesen. Die Rückmeldung vieler Beteiligten zeigt auch, dass das Motiv für die Investition nicht hohe Renditen, sondern vorwiegend der Beitrag für eine saubere und unabhängige Energiezukunft war.
Der Windpark befindet sich auf Höhe der Autobahnausfahrt Heidenheim und liegt im Staatsforst zwischen Zöschingen und Nattheim.


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